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Die Odyssee einer Tauchausrüstung

Ein unscheinbares Bild.

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Aber kaum zu glauben, was es gebraucht hat, um dieses Bild schiessen zu können…

Da wir nicht die ganze Reise und vor allem nicht auf dem Trekking in Patagonien unsere ganze Tauchausrüstung mitschleppen wollten, schickten wir diese per Post nach Ecuador ins Büro des Betreibers unseres Tauchboots.

Dies verlief eigentlich ganz glatt. Zu glatt, wie wir Monate später erst feststellen sollten. Das Schwierigste war, eine Kartonschachtel zu finden, die gross genug für zwei Nass-Tauchanzüge, zwei Paar Flossen und diverse weitere Ausrüstung mit einem Gesamtgewicht von 13kg war. Schliesslich bekam ich dann im Migros Bubenberg eine Blumenschachtel.

Am 15. März brachte ich das Paket in der Kramgasse in Bern auf die Post, gekostet hat der Spass nur rund CHF 130.-.

Alle Beteiligten waren informiert und die Katharina Schmid von Manta-Reisen blieb mit dem Büro des Tauchboot-Betreibers in Kontakt, während ich mich ebenfalls auf die Reise nach Südamerika machte.

Drei bis vier Wochen sollte das Paket nach Guayaquil in Ecuador brauchen, wurde mir auf der Post mitgeteilt. Mittels des Tracking-Codes konnte ich den Weg des Pakets im Internet auch immer schön mitverfolgen, zumindest bis es vom Schweizer Zoll abgefertigt wurde. Danach war ein Tracking nicht mehr möglich, da die ecuadorianische Post das System nicht unterstützt.

Ein Monat verging, und ich hatte vom Reisebüro noch immer kein Email erhalten, dass das Paket angekommen ist.

Eine Woche später machten wir uns langsam Sorgen, und ich rief von El Calafate in Argentinien bei der Schweizer Post an, um mich nach dem Paket zu erkundigen. Die nette Walliserin am anderen Ende der Welt erklärte mir, dass das Paket schon längstens beim ecuadorianischen Zoll sei und dass sie im System sehe, dass der Zoll weitere Angaben brauche.

Ich teilte dies dem Reisebüro mit, welches diese Angaben umgehend nach Guayaquil weiterleitet, damit sie sich beim Zoll erkundigen können.

Dann hörten wir wieder lange nichts. Mittlerweile war der Perito Moreno bestaunt, der Villarica bestiegen, die Gastfamilie in Antofagasta besucht, der Staub der Chuquicamata-Mine runtergespült und wir in San Pedro de Atacama angekommen.

Und endlich gab es wieder ein Lebenszeichen in Form eines Emails vom Reisebüro. Anscheinend war der Empfängername falsch, dies sei der kommerzielle Name, unter welchem die Gesellschaft auftrete. Der Zoll brauche aber die rechtliche Firma, wie sie im Handelsregister oder was auch immer sie in Ecuador haben, eingetragen sei.

Also schrieb ich einen Brief an den ecuadorianischen Zoll, in welchem ich erklärte, dass dies mein Fehler sei und die richtige Firma angab und mich hunderttausendundzweiundreissig Mal entschuldigte, solch grosse Umstände verursacht zu haben.

Diesen Brief scannt ich und schickte ihn ans Reisebüro, das den Brief an Guayaquil weiterleitet, von wo er dem ecuadorianischen Zoll weitergeleitet wurde. Ebenfalls schickte ich eine Passkopie mit, damit die Damen und Herren Zollbeamte meine Unterschrift auf dem Brief vergleichen konnten. Und weil ich sie glücklicherweise fotografiert hatte, schickte ich auch ein Foto der Quittung der schweizerischen Post mit.

Dann liessen wir uns vom Geyser del Tatio bedampfen, froren in der staubigen Wüste Boliviens und ich tanzte Martina auf der Nase herum und liess mich von ihr auf Händen tragen. Zusammen durchrannten wir die peruanischen Anden und bewunderten die Inkas für ihre zahlreichen Fähigkeiten.

Und in Quito erhielten wir endlich wieder eine Nachricht von der Tauchausrüstung. Weil das Paket mehr als 4kg wiege, müssten wir Zoll bezahlen.  Wenn wir keine Quittungen mehr hätten, um den Wert der Ausrüstung zu belegen, würde der ecuadorianische Zoll den Wert schätzen und davon 30% verlangen.

Die ecuadorianischen Regeln leuchteten uns nicht ganz ein, aber langsam wurde die Zeit knapp. Bald würden wir tauchen gehen und wenn das Prozedere in der gleichen Geschwindigkeit weitergehen würde, wäre es wohl Weihnachten, bis das Verfahren abgeschlossen ist.

Also nutzten wir die Gelegenheit, dass wir in Quito waren, nahmen Kontakt auf mit Guayaquil, liessen uns die Adresse der Poststelle in Quito geben, wo unsere Sachen angeblich lagerte und gingen dort vorbei.

Der Dame am Postschalter mussten wir zuerst einmal erklären, worum es ging. Zuerst wollte sie uns wie alle anderen Kunden mit zu Tode gelangweiltem Gesicht bedienen. Als sie dann aber merkte, dass es sich um etwas nicht Alltägliches handelt, war ihr Interesse geweckt und sie wurde hilfsbereit.

Natürlich bekamen wir fast einen Herzinfarkt, als sie uns sagte, die Tauchausrüstung sei gar nicht hier. Es muss aber an unseren völlig geschockten Gesichtern und den krächzenden Stöhn-Lauten, die wir von uns gaben, gelegen haben, auf jeden Fall hiess sie uns warten und sie verschwand irgendwo nach draussen.

Eine gefühlte Ewigkeit später kam sie wieder (wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass das kurz war) und hatte alle Formulare dabei, die ich damals, vor fast zwei Monaten in Bern in der Kramgasse ausgefüllt hatte und dabei ein Gefühl hatte, dass es einfacher sei als gedacht, ein Paket nach Ecuador zu schicken.

Dann machten wir uns daran, die Formulare zu fälschen.

Als Empfänger schrieb ich nun meinen Namen unter den Firmennamen des ursprünglichen Empfängers und – so die Idee – dadurch konnte ich als Adressat das Paket abholen.

Nun verschwand die Dame vom Schalter – die genau darauf geachtet hatte, dass meine Fälschung auch beinahe perfekt aussah – wieder nach draussen. Kurz darauf kam sie wieder um ein paar Bonbons aus ihrer Handtasche zu Kraken. Bestechung für ihre Kollegen, wie sie meinte.

Wir waren nun ein bisschen zuversichtlicher, da wir uns nicht vorstellen konnten, dass die Frachtformulare nicht mit der Fracht zusammen gelagert würden.

Als sie dann endlich wieder kam (dieses Mal dauerte es wirklich wirklich lange – dachten wir irrtümlicherweise), meinte sie, dass unser Paket am nächsten Tag vom Zoll geschätzt und wir es dann übermorgen abholen könnten.

Uns in falscher Hoffnung wiegend machten wir uns daran, Quito zu erkunden.

Am übernächsten Tag eilten wir früh zur Post, um endlich die Tauchausrüstung abzuholen.

Der richtige Schock traf uns, als wir den Zollbetrag sahen. USD 277 wollte der Zoll von uns sehen. Und dies ohne irgendeine Rechnung oder so vorzuweisen.  Wir erklärten der Dame, dass es ja nicht sein könne, dass die Zollgebühren 70% des Neuwertes betragen würden und schickten sie nochmals nach draussen zu ihren Kollegen. Und dieses Mal dauerte es richtig lange. Als sie endlich zurückkam, meinte sie, dass der Zollbetrag auf Grund des Herkunftslandes und des Gewichts festgelegt wurde. Inhalt und ob dieser neu oder gebraucht sei, sei dem Zoll egal.

Nun ja, andere Länder andere Sitten und der Jurist in mir akzeptierte das ecuadorianische Zollgesetz (staatliche Souveränität, Steuern und Zölle selbständig festzulegen und so). Martina und der Mensch in mir wollten das aber nicht akzeptieren. Come on, was ist denn das für ein Bullsh.., Zollgebühren nach Herkunftsland und Gewicht festzulegen??? Wir sind doch hier nicht in einer Bananenrepublik!!!! Und dann erinnerte ich mich daran, dass wir eben doch in einer Bananenrepublik sind und zudem noch in einem der gefährlicheren Länder der Erde (daran erinnerte auch der mit kugelsicherer Weste ausgestattete und gut sichtbarem riesigen Revolver bewaffnete Wachmann ein paar Schritte hinter uns). Nun gut, was soll man tun? Und so bezahlten wir halt die Zollgebühren. Und die Bearbeitungsgebühr der Post und weil’s gerade so schön war auch noch irgendeine Gebühr für die Bank, die das Geld der Post aufbewahrt.

Nachdem alle ausser uns glücklich waren, mussten wir wieder warten, denn dummerweise war in der Zwischenzeit das Computersystem der Poststelle ausgestiegen. Warum wir warteten, wussten wir aber eigentlich nicht, bezahlt hatten wir ja.

Als wir mal nachfragen, hiess es, das Paket sei nicht hier und wir könnten es morgen abholen. Die Schalterfrau hat dann wohl unseren Gesichtern angesehen, dass sie entweder gleich den hinter uns stehenden Security-Mann rufen oder nochmals nach draussen zu ihren Kollegen gehen soll. Sie entschied sich für Letzteres.

Und nachdem wir nochmals warteten und warteten und warteten, konnten wir das Paket, das angeblich gar nicht da war, in Empfang nehmen.

Und dann entstand das Foto…

 

 

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