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Feuer, Erde, Luft, Wasser

Wir haben genau einen Versuch. Seit Monaten ist dieser Tag als t0 festgelegt. Zeit für Fehlversuche haben wir keine. Wenn das Wetter an diesem einen Tag nicht mitspielt, ist es aus. Hunderte von Kilometern und zwei volle Reisetage würden wir umsonst unterwegs gewesen sein.

Und dann, ungefähr am Mittag des 24. April 2014, nach etwa 3.5h Aufstieg mit Helm, Pickel und Steigeisen, stehen wir oben. Auf dem Gipfel des 2847m hohen aktiven Vulkans Villarrica.

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Um 5.15h klingelte der Wecker, um 6.30h wurden wir abgeholt und um ca. 8.00h waren wir an der Talstation des Sessellifts, der uns ein Stück weit den Berg hinauf brachte. Angesichts des ziemlich langweiligen Wegs entschieden wir uns, die ziemlich teuren USD 16.- pro Person für eine einfache Fahrt zu bezahlen und so eine Stunde Aufstieg zu sparen.

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Während Hiking im südlichen Patagonien zu den Speed-Disziplinen zählt, geht es hier in der IX. Region, die gerade nicht mehr zu Patagonien gehört, sehr gemütlich zu und her. Unser Guide schritt im Zeitlupentempo voran, was unsere W-Trail gestählten Beine fast nicht aushielten…

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Die Wettergötter sind uns wieder einmal sehr gut gestimmt und das Wetter ist fast perfekt. Eine Woche vorher wäre ein Aufstieg undenkbar gewesen, und wie es sich herausstellen sollte, wäre auch in den nächsten Tagen ein Aufstieg äusserst unsicher gewesen.

Der anfänglich pickelharte Schnee taute in der warmen Herbstsonne rasch auf und wurde schnell ziemlich sulzig. Nichtsdestotrotz ist der Weg teilweise tückisch und ist man nicht ständig konzentriert, kann ein Ausrutscher trotz Steigeisen und Pickel böse Folgen haben, da das Gelände sehr steil ist.

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Und so kommen wir um die Mittagszeit oben auf dem Gipfel an, wo uns ein Handschlag des Guides und grosse Dampf- und Rauchwolken des Vulkans erwarten.

Der Anblick des Kraters ist ziemlich furchteinflössend. Schwefelgelbes Gestein umrahmt das 500m tiefe und 200m breite Loch, an dessen Grund die feurige Lava brodelt und zischt. Vor drei Jahren habe man die Lava sehen können. Nun ist die Lava aber tiefer gesunken und uns bleibt nur die Fantasie, da wir uns dann doch nicht so nahe heran wagen, dass wir hinunter sehen könnten. Die von den (sicherlich nicht ganz gesunden) Gasen triefenden Nasen und tränenden Augen veranlassen uns dann, uns nicht mehr dem Nabel zur Hölle, sondern der eindrücklichen Aussicht zu widmen.

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Zu unseren Füssen liegen silberglitzernde Seen, teilweise noch grüne, teilweise schon rot verfärbte Wälder, weite Täler, Flüsse und Bäche sowie zahlreiche kleine Dörfer und Städte.

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Das Beste kommt aber noch: Der Abstieg.

Wir wussten schon im Vorfeld, dass es hier Tradition ist, den Vulkan einfach auf dem Hintern hinunter zu rutschen. Im Aufstieg kam aber doch Zweifel auf, ob dies eine gute Idee ist, da es wie gesagt schon ziemlich steil ist und weit hinunter geht. Auch die überall verteilten scharfkantigen Felsen wären sehr unangenehme Bremsen…

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Aber richtig instruiert und mit der richtigen Technik ist es ungefährlich und macht einen riesen Spass!

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Und so endet unsere Reise in luftigen Höhen zum Feuer der Erde in kilometerlangen Rutschbahnen aus gefrorenem Wasser…

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