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Von der Sehnsucht nach fernen Sternen und fremden Welten

Das Very Large Telescope des European Southern Observatory auf dem Cerro Paranal, mitten in der Atacama-Wüste, ist in der Tat sehr gross. Und sehr abgelegen.

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Die trockenste Wüste der Erde bietet hervorragende Bedingungen für die erdgestützte Beobachtung des Universums, und die Abgeschiedenheit garantiert möglichst wenige störende Einflüsse (Lichtverschmutzung, durch Verkehr verursachte Erschütterungen etc.).

Das VLT besteht aus vier Hauptteleskopen mit aluminiumbeschichteten Spiegeln von je 8.2m Durchmesser. Dazu kommen vier kleinere Teleskope, die Spiegeldurchmesser zwischen 1.2 – 1.6m aufweisen und ihre Position auf einem Schienensystem verschieben können. Die kleineren Teleskope dienen quasi als Zoom für die grossen.

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Das VLT bedient sich sogenannt „aktiver Optik“. Dazu wird mit Hilfe eines starken Lasers ein künstlicher Stern am Himmel erzeugt, welcher mit seinem genau definierten Laserlicht den Teleskopen als Referenzpunkt dient. Die Computer können dann berechnen, wie gross die Lichtverzerrungen sind, welche durch kleinste atmosphärische Störungen oder Erschütterungen der Erde entstehen. An der Unterseite der auf Bruchteile von Nanometern genau geschliffenen Teleskopspiegel befinden sich kleine Hubkolben, die den Spiegel minim verbiegen und so die Lichtverzerrungen ausgleichen können.

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Der ReferenzLaser in Aktion; Bild: ESO

Das Licht, das über die Teleskope eingefangen wird, wird zu Lichtstrahlen gebündelt und über ein hochkomplexes Spiegelsystem geleitet. Damit können die eintreffenden Strahlen so gesteuert und nötigenfalls verzögert werden, dass sie zum absolut gleichen Zeitpunkt auf einen exakt definierten Punkt treffen und so ein schärferes Bild ermöglichen, als es das im Orbit und frei von atmosphärischen Störungen stationierte Hubble-Teleskop zu liefern vermag.

eso0934aMilchstrasse; Bild: ESO

eso1205aHelix-Nebel; Bild: ESO 

Im grossen Kontrollzentrum sitzen die hochspezialisierten Techniker, welche die gigantische Maschine kontrollieren. Die Astronomen bedienen die Computer nicht selbst, sondern definieren quasi nur die Suchparameter. Aus diesem Grund müssen die Astronomen auch nicht in allen Fällen vor Ort sein, sondern können beim European Southern Observatory die Suche von zu Hause aus bestellen. Die Techniker führen dann die Beobachtungen durch und schicken die Daten zum Besteller.

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Kommen die Astronomen doch vor Ort, wohnen sie in einem Hotel auf dem Gelände, das zwischen zwei Hügel gebaut wurde und so den Eindruck vermittelt, unter der Erde zu liegen. So kann sichergestellt werden, dass keinerlei Emissionen das nahegelegene VLT beeinflussen und dieses neben des Lichts eines Milliarden von Lichtjahre entfernten Sterns auch jenes einer Nachttischlampe einfängt und so alle Daten verfälscht.

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In diesem Hotel befand sich übrigens auch die Basis der Bösen im James Bond – Film „Quantum of Solace“ (der bekanntlich von einem Davoser gedreht wurde), die in der berühmten Szene schliesslich in die Luft gesprengt wurde.

quantum-of-solace-hotel-explosionBild: cinetropolis.net

Auch wenn das VLT dank der hochmodernen Technologie bis zum Rand des sichtbaren Universums schauen kann und unter anderem das von Sternenstaub umgebene riesige Schwarze Loch im Zentrum der Milchstrasse entdeckt hatte, kann es noch lange nicht alle Fragen der Wissenschaftler beantworten.

eso0846aDas Zentrum der Milchstrasse; Bild: ESO

Was liegt zum Beispiel hinter dem Rand des Universums?

Vielleicht kann diese Frage von der nächsten Generation beantwortet werden. An deren Instrumentarium wird zumindest schon gearbeitet und auf einem in der Nähe liegenden Berg das Extremely Large Telescope gebaut. Allein der Spiegel dieses Teleskops wird einen Durchmesser von 40m aufweisen. Anstelle eines Lasers verfügt das Teleskop dann über vier Laser, mit welchen vier künstliche Sterne erzeugt werden können. Dank der neu entwickelten „adaptiven Optik“ wird es einst noch bessere Bilder als alle acht Teleskope des VLT zusammen liefern können.

eso1225cComputersimulation; Bild: ESO

Damit überhaupt genügend Platz vorhanden ist, um diesen riesigen Fänger des Sternenlichts bauen zu können, muss der halbe Berg abgetragen werden. Hier in der Atacamawüste versetzt die Menschheit Berge, um vielleicht endlich die Fragen beantworten zu können, welche ihr schon seit Urzeiten keine Ruhe lassen…

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