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Giganten der Meere

Am Dienstag wollen wir Buckelwale sehen. Möglichst nahe und möglichst gross. Leider sind wir am Ende der Walsaison und die Chancen auf Sichtungen werden von Tag zu Tag kleiner.

Um zehn Uhr legt unser nur zu einem Drittel gefülltes Boot los. Nach einer halbstündigen Fahrt, auf welcher die uns begleitenden Meeresbiologinnen schon einiges über Buckelwale erzählt haben, sehen wir eine kleine Gruppe von anderen Booten, die einen Punkt in der Bucht zu beobachten scheinen. Und da sehen wir ihn, unseren ersten Buckelwal!

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Zwar noch von Weitem, aber nach spätestens einer halben Stunde dürfen auch wir uns nähern. Es dürfen nämlich nie mehr als ein grosses und zwei kleine Boote nahe an die Wale heran. Wenn soch Boote – so wie unseres – in der Warteposition befinden, müssen die vorderen Boote nach einer halben Stunde Platz machen. Gut sind wir die letzten in der Reihe, das heisst nämlich, dass wir unbegrenzt lange bei den Walen bleiben dürfen, da hinter uns niemand mehr ist.

Auch wenn die Wale nicht aus dem Wasser springen, wie sie es vor allem in der Paarungszeit tun, ist es ein eindrücklicher und unvergesslicher Anblick, wenn die Fontäne aus den Atemlöchern schiesst und der Rücken sichtbar wird. In unseren Gesichtern macht sich ein Lächeln breit und auf unseren Armen stellen sich die Härchen auf. Gänsehaut pur!

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Jedes Jahr im Dezember kommen praktisch alle Buckelwale aus dem Nordatlantik in die Karibik um sich zu paaren und die Jungen zu gebären. Das heisst auch, dass fast alle nordatlantischen Wale in der Karibik geboren wurden. Während den Monaten in der Karibik essen die 40 Tonnen schweren Tiere nichts und verlieren dabei rund 10 Tonnen an Körpergewicht. Gegessen wird nur im Norden um Neufundland, Skandinavien und Grönland. Jedes Jahr ziehen die Tiere 7000km in den Süden und wieder 7000km zurück. In der Zeit in der Karibik bringen die Mütter den Jungen das Schwimmen und Atmen bei und trainieren sie für die erste grosse Reise in den Norden. Die Jungen dagegen säugen bis zu 200 Liter Walmilch pro Tag und legen jeden Tag 45kg an Gewicht zu. Manchmal werden eine Mutter und ihr Junges von einem männlichen Wal begleitet. Dies ist aber nicht etwa der Vater, der für Schutz sorgen soll, sondern ein interessierter potentieller Vater, der schon mal vorsorglich Bekanntschaft schliessen will, damit er dann im nächsten Jahr an der Reihe ist. Zwei männliche Wale und eine Mutter mit einem Kalb dürfen wir einen halben Tag lang begleiten.

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Wie die Tiere bei ihrer grossen Reise aus dem Norden merken, dass sie in der Bucht von Samana angekommen sind, wissen auch die Forscher nicht. Das ist eines der Rätsel, welche mich immer wieder staunen lassen und welche für mich die Faszination der Meereswelt ausmachen.

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